27.11.2017
Pressemitteilung: Inklusion: Kleines Wort - große Aufgabe
Über 100 Lehrkräfte erarbeiten pragmatische Lösungen
Spätestens seit der Schulgesetzänderung 2015 können Eltern von Kindern mit Behinderung wählen, ob ihr Kind eine allgemeine Schule oder eine sonderpädagogische Einrichtung besucht. Im Rahmen einer Arbeits- und Fachtagung in Heubach befassten sich über 100 Lehrkräfte aus dem Schulamtsbezirk Göppingen mit den daraus erwachsenden Aufgaben und Handlungsfeldern.
Der Gastgeber, die Schillerschule Heubach, an der Inklusion - also der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf - seit Langem gelebte Wirklichkeit ist, gestaltete mit musikalischen Schülerbeiträgen ein gelungenes Rahmenprogramm. Ihrem Rektor Alfred Bader konnte nach dessen Begrüßung der Leiter des Staatlichen Schulamts Göppingen, Jörg Hofrichter, gratulieren: Die Schillerschule baut seit einigen Jahren mit dem Gemeinschaftsschulkonzept eine völlig neue Schulart auf, integriert über Vorbereitungsklassen mit intensiver Sprachförderung fortlaufend Kinder und Jugendliche mit Flucht- und Migrationserfahrung und fördert Kinder mit verschiedenen Behinderungen und Beeinträchtigungen im Regelunterricht.
"Inklusion ist kein Handlungskonzept, sondern eine Grundanforderung. Die Umsetzung in Unterrichtskonzepte und Schulprogramme müssen wir uns erst erarbeiten", rief Hofrichter den ca. 100 Teilnehmern der Fachtagung zu Beginn zu. In seinem anschließenden Grußwort stellte Heubachs Bürgermeister Frederick Brütting am Beispiel seiner Stadt exemplarisch heraus, welche Anstrengungen Kommunen als Schulträger unternehmen, um die vielfältigen Innovationsprozesse im Bildungssektor aktiv zu unterstützen.
Im Hauptvortrag referierte Prof. Dr. Lienhard-Tuggener (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich) zum Thema „Sicherung individueller Förderbedürfnisse im inklusiven Setting – eine gemeinsame Aufgabe“. Prof. Dr. Lienhard-Tuggener vergleicht seit mehreren Jahren die inklusive sonderpädagogische Förderung durch Forschungen in nahezu allen Kontinenten und stellte einen praxis- und handlungsorientierten Umsetzungsrahmen zur schulischen Inklusion vor, der einerseits sehr große pädagogische Gestaltungsfreiheit ermöglicht, andererseits jedoch auch stark verunsichern kann: Wer ist jetzt genau wofür zuständig? Wie gehen wir mit herausfordendem Verhalten um? Wie schaffen wir es, angesichts der begrenzten Ressourcen möglichst allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden?
Mit seinem Referat gab er Denkanstöße und praxisorientierte Anregungen im Fokus des "Kerngeschäfts" dem Unterricht, der Förderplanung und der Teamarbeit von Lehrkräften. Darüber hinaus beleuchtete er den Umgang mit herausforderndem Verhalten in inklusiven Settings.
In der anschließenden Diskussionsrunde verwiesen mehrere Wortmeldungen auf die Umsetzungsschwierigkeiten, die sich aus dem aktuell massiven Lehrermangel und insbesondere aus dem Fehlen von fachlich qualifizierten Sonderpädagoginnen und -pädagogen ergeben.
Neben einem anschließenden Markt der Möglichkeiten mit Austauschforen und Ausstellungen der Schulbuchverlage zu aktuellen inklusiven Lehr- und Unterrichtsmaterialien konnten die Teilnehmer des Fachtags am Nachmittag in zehn thematischen Workshops Tipps, Anregungen und Impulse für die eigene inklusive Unterrichtspraxis aufnehmen.